Tourenbuch
09/2022

Tierra del Fuego

Keyfacts
Tierra del Fuego
Schwierigkeit:
A2+, 6c
Datum:
04.09.2022
Region:
Bergell
Länge:
600m
Zustieg:
1h 15h
Exposition:
Nord
Erstbegeher:
Roger Schäli

Es freut mich ausserordentlich Euch mitzuteilen, dass mir am Roda Val della Neve im Bergell/Schweiz eine sehr schöne Erstbegehung gelungen ist. Ich habe dafür ganz bewusst einen sehr puristischen Begehungsstil gewählt: Ground up, Solo & Trad, lediglich für die Stände habe ich Bohrhaken verwendet. In fünf Tagen fand ich eine anspruchsvolle Linie entlang eines Risssystems im rechten Wandteil. Die neue Route «Tierra del Fuego» bewerte ich mit A2+ 6c für den unteren Wandteil von rund 350 Meter Höhe. Von dort zieht die Route über einfach zu kletternde rund 250 Höhenmeter im vierten Schwierigkeitsgrad zum Gipfel.

Und falls Ihr noch nie vom Roda Val della Neve gehört habt – macht Euch keinen Kopf! Das ging mir nämlich genauso, als mich Tom Bärfuss - ein guter Kletterfreund aus dem Engadin - für eine gemeinsame Mehrseillängentour im Bergell anfragte. Der Berg ist eine versteckte Perle mit zwei Gesichtern. In Richtung Albigna zeigt er sich mit breitem und rundem Rücken, während der Roda Val della Neve in nördlicher Richtung mit einer erstaunlich mächtigen Wand aufwartet, dessen kompakter Fels seinen Schatten bis über die Stassen des Talbodens wirft. Ich war von Anfang an beeindruckt von dieser kalten, abweisenden Wand. Eher unbekannt, - hier verlaufen einige sehr interessante Routen wie Niedermann (von M.Niedermann, E. Näf, U. Hürlimann, und P. Frei, 1975) oder Nigg (von L Blättler, E. Neeracher, P.Nigg, 1986), welche vor allem mit bemerkenswerter Riss- und Verschneidungsklettereien begeistern. Historisch ist auch das Wandbuch, in welchem sich auch bekannte Namen wie Romolo Notaris oder Einheimische Grössen eingeschrieben haben. Aber was mich noch sehr viel mehr interessierte, waren die vielen Wandteile, in denen noch niemand zuvor geklettert ist. Insbesondere der direkte Aufstieg im steilsten Sektor der Wand fand meine Aufmerksamkeit. So war meine Entscheidung schnell gefällt, eine neue Linie zu eröffnen: Tierra del Fuego. Für mich ruft die Route auch wieder einmal die Schönheit der Schweiz in Erinnerung. Ich bin fasziniert, wie sich auch abseits bekannter Wände und namhafter Berge, abenteuerliche Flecken in nächster Nähe von der Haustüre finden lassen. Für mich ist klar, das wird nicht die letzte Route in diesem Bündner Seitental bleiben, das mir schon jetzt ans Herz gewachsen ist.